Herzlich willkommen in der St. Ulrichskirche
Wir haben für Sie zur Lage, zur Geschichte, zur Orgel und zu den Öffnungszeiten unserer Kirche einige Informationen zusammengetragen. Sie können sich gerne auf den folgenden Seiten umschauen.
...und falls Sie unsere Kirche "Live" erleben möchten, sind Sie herzlich eingeladen,
- mit uns Gottesdienst zu feiern,
- ein Konzert zu besuchen und den wunderbaren Klängen der Stummorgel zu lauschen,
- einfach kurz oder auch lange rein zu schauen, wenn die Kirche offen ist.
Sollten Sie auf den Rollstuhl angewiesen sein, bitte melden Sie sich im Pfarrhaus unter Tel. 2648, dann wird die mobile Treppenhilfe für Sie aufgebaut.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Sie finden unsere Kirche in der Altstadt von Neckargemünd, Hauptstraße 60. Die Parkplätze am Neckar sind über die Schiffgasse zu erreichen.
Die besondere Lage der St. Ulrichskirche
Hauptstraße 60 69151 Neckargemünd
Das Besondere an der evangelischen St. Ulrichskirche ist, dass man die Kirche gleich hinter der Stadtmauer im Nordwesten direkt am Neckar erbaute, und nicht wie sonst üblich in der Ortsmitte. Die Wahl dieser Lage und auch die Wahl des Patrons - der heilige Ulrich ist der „Berufsheilige“ der Schiffer und Fischer - belegen die große Bedeutung des Flusses mit den verbundenen Berufen für die Stadt und ihre Bewohner. So lag die Kirche nahe bei den Menschen, dort, wo die Schiffe ankamen und entladen wurden, dort, wo man Handel trieb.
Als „Locus Gemundi“ wird Neckargemünd 988 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Gemund beherrschte nicht nur die Hauptverkehrsader, den Neckar, sondern auch noch die Zugänge zum Elsenztal und zum Wiesenbacher Tal. Seine strategische Bedeutung und die günstige Verkehrslage trugen sicher dazu bei, dass Gemund um 1230 zur Freien Reichsstadt erhoben wurde.
Die St. Ulrichskirche und ihre Geschichte
Der früheste Zeitpunkt für den Bau der St. Ulrichskirche wäre um das Jahr 1000 herum anzusetzen, weil Bischof Ulrich, der Patron der Kirche, im Jahre 933 heiliggesprochen wurde. Vermutlich im 14.Jahrhundert wurde das Langhaus verlängert. Um das Jahr 1400 wurde der alte Chorturm abgetragen und mit einem leicht vergrößerten Grundriss wieder aufgebaut. Die Kirche wurde immer wieder erweitert, nach der Hauptstraße hin und nach Westen.
Das älteste erhaltene Ausstattungsstück ist die große Glocke, die 1477 gegossen wurde. Sie trägt das Bildnis des Heiligen Ulrich im Bischofsornat mit dem Fisch als Attribut.
Bedingt durch den ständigen Konfessionswechsel in der Pfalz im 16., 17. und 18. Jahrhundert diente die St. Ulrichskirche Reformierten, Lutheranern und zeitweise auch wieder den Katholiken als Gotteshaus. Von 1695 bis 1705 mussten sich auf kurfürstliche Anordnung alle drei Konfessionen die Kirche teilen. Dies führte zu allerhand Reibereien, so dass 1707 die Katholiken das Rathaus am Marktplatz für sich beanspruchten. 10 Jahre später erhielten die Lutheraner ihre erste eigene Kirche. Nachdem 1821 auf Landesebene die Union der lutherischen und reformierten Gemeinden stattfand, diente die Ulrichskirche wieder allen evangelischen Christen in Neckargemünd als Gotteshaus - bis heute.
Einige wichtige Daten:
1785 wurde die große Stummorgel eingebaut.
1965 wurden die Kirchenfenster zum Neckar hin nach einem Entwurf von Valentin Feuerstein (Neckarsteinach) gestaltet. Sie erzählen die Geschichte Gottes mit den Menschen von der Schöpfung bis zur Verheißung der Offenbarung.
1990-1996 fand eine umfassende Restaurierung inklusive Bauuntersuchung und Ausgrabung statt. Eine Broschüre dazu ist in der Kirche erhältlich.
Im Jahr 2012 wurde eine Neugestaltung des Altarraums durchgeführt. Der Taufstein aus den 60iger Jahren fand wieder den Weg zurück in die Kirche. Im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs schuf der Bildhauer Nikolaus Kernbach einen neuen Altar und einen neuen Kanzelambo aus Sandstein. Ebenso gestaltete der Künstler das alte Kreuz für den Chorraum und den Osterkerzenständer neu. Altar, Kanzelambo, Taufstein, Kreuz und Osterkerze haben ihren festen Platz in der Kirche erhalten.
"Die Dinge bekommen einen Platz zugewiesen und nur an einem bestimmten Ort können sie zur Wirkung kommen", so die Worte des Bildhauers Nikolaus Kernbach bei der Einweihung der Prinzipalien am 1. Advent 2012.
Die Stumm-Orgel: eine Schönheit vom Range einer Königin
Mit dieser Bezeichnung belegt der Orgelsachverständige Dr. Martin Kares, Karlsruhe, unsere Orgel in Anlehnung an ein Zitat von W. A. Mozart. Das Orgelwerk wurde in den Jahren 1777 bis 1785 von der berühmten Orgelbauer-Familie Stumm in Sulzbach bei Rhaunen im Hunsrück erstellt. Die Orgel gilt als besterhaltenes Werk der Stumms im Nordbadischen Raum und ist damit ein bedeutendes Denkmal in der Region. Dies war an sich schon ein wichtiger Impuls für die Erhaltung der Barock-Orgel. Ein entscheidender Grund für eine umfangreiche Restaurierung war aber der Wille und die einhellige Meinung des Kirchenvorstandes, ein würdiges und schönes Instrument für den Gottesdienst in der St. Ulrichskirche wieder herzustellen. Die Orgel hatte seit ihrer Entstehung eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Kriegsereignisse, unvollkommene Reparaturen, spätere Anbauten und die Elektrifizierung hatten zum Verlust und zum Umbau von Bauteilen geführt. Augenfällig ist die Ansichtsseite des Gehäuses, der barocke Orgelprospekt, sehr gut erhalten. Farbfassung und dezente Vergoldung wurden stilecht und unter Einbeziehung denkmalpflegerischer Aspekte restauriert. Für die Wiederherstellung des originalen Klangapparates war ebenfalls ein reicher Bestand an originalen Bauteilen und Orgelpfeifen vorhanden. Verlorengegangene und nicht funktionsfähige Komponenten, wie etwa der originale Spieltisch, Teile des Regierwerks, aber auch das gesamte Pedalwerk wurden nach originalen Vorlagen rekonstruiert. Umfangreiche Untersuchungen an vergleichbaren Stumm-Orgeln in Mainz, Simmern und Winterberg ermöglichten der Orgelbau-Werkstatt Vier in Friesenheim-Oberweier die Rekonstruktion. Stimmung und Intonation des Pfeifenwerks folgen den überlieferten Vorgaben. Sie ermöglichen eine historisch-informierte Interpretation alter Orgelmusik. In besonderen Konzerten werden die Zuhörer in die Klangwelt des späten Barocks und der alten französischen Orgelmusik entführt. Orgelkompositionen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, der die Stumm-Orgeln sehr schätzte und sie den zeitgenössischen Fabrikorgeln vorzog, erklingen authentisch auf unserer Orgel.
Die sorgfältige und qualitätvolle Restaurierung, der kluge und bedachte Neubau von wichtigen Teilen des Spiel- und Klangapparates hat zu einem Schmuckstück von überregionaler Bedeutung geführt. Diese Orgel-Persönlichkeit kann in unseren Gottesdiensten erlebt werden. Zu den Gottesdiensten und den Konzerten wird herzlich eingeladen. Für weitere Einzelheiten zu Bau und Geschichte der Orgel steht eine reich bebilderte Orgelschrift bereit, deren Erlös für die Pflege und Erhaltung der Orgel bestimmt ist.
3.7.2013
Dr. Hartmut Hentschel